Dammriss nach Geburt
Eine Geburt birgt viele Risiken für Komplikationen. Eine davon ist der Dammriss. Dabei wird das Gewebe zwischen Vagina und After bei der Geburt beschädigt. Oft wird vorsorglich ein Dammschnitt vorgenommen. Lies, welche Konsequenzen ein Dammriss hat und wie du ihm vorbeugen kannst.
Was ist ein Dammriss? – Definition
Ein Dammriss ist eine Verletzung, die während der Entbindung entstehen kann. Läuft diese sehr schnell ab oder ist der Kopf vom Kind sehr groß, kann die Haut zwischen Scheidenrückseite und Darmausgang dieser starken Dehnung nicht Stand halten und reißt ein. Während des Geburtsvorgangs können neben dem Damm auch die Scheidenhaut, die Schamlippen, der Gebärmutterhals oder die Klitoris einreißen.
Ein Dammriss verursacht Blutungen und Schmerzen. Hier müssen Arzt und Hebamme genau auf Verletzungen achten und dich nach der Geburt gründlich untersuchen. Aufgrund der örtlichen Betäubung, einer oft verwendeten Periduralanästhesie (PDA) nehmen viele Frauen die Symptome eines Dammrisses zunächst nicht wahr. Auch die Ausschüttung von Hormonen bei der Geburt führt zu einer geringeren Schmerzempfindlichkeit, wodurch du die Verletzung eventuell erst deutlich später spürst.
Welche Folgen hat ein Dammriss oder Dammschnitt?
Bei einem leichten Dammriss oder Dammschnitt mit Schweregrad 1 und 2 wirst du auch leichte Schmerzen haben. Die Region ist geschwollen und fühlt sich unangenehm an, schwerwiegende Komplikationen sind jedoch nicht zu erwarten.
Schwere Dammrisse und Dammschnitte können leider auch schwere Komplikationen nach sich ziehen. Dazu gehören:
- Fisteln
- Abszesse
- Infektionen
- Harninkontinenz
- Stuhlinkontinenz
- Wundheilungsstörungen mit Narben oder Stufenbildungen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Bei einem schweren Dammriss oder Dammschnitt vom Grad 3 oder 4 ist es daher wichtig, frühzeitig eine angemessene Therapie zu beginnen. Mit der entsprechenden Nachsorge werden die Symptome nach einigen Wochen oder Monaten komplett abgeheilt sein.
Sex nach Dammriss – geht das?
Eine typische Komplikation bei einem schweren Dammriss, ebenso wie bei einem Dammschnitt, sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Diese werden durch die vorhandenen Narben verursacht. Das Gewebe ist an dieser Stelle neu, Nerven wurden durchtrennt und reagieren jetzt empfindlich. Bis zum nächsten Sex solltest du daher einige Wochen warten, bis die Wunde vollständig verheilt ist. Eventuell dauert es auch ein paar Monate.
Ist die Verletzung verheilt, können du oder dein Partner das Narbengewebe mit Öl, zum Beispiel Massageöl, weicher und flexibler massieren. So werden Probleme und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verringert. Wichtig ist aber vor allem, dass dein Partner auf dich achtet und vorsichtig ist. Sag ihm genau, wie der Verkehr sich anfühlt und ob das Narbengewebe empfindlich ist, so könnt ihr Missverständnisse und schlechte Erfahrungen vermeiden. Ist der Dammriss erst einmal richtig verheilt, steht einem normalen Sexleben nichts im Weg.
Dammriss vorbeugen
Um einen Dammriss zu verhindern, gibt es unterschiedliche Maßnahmen. Die Bekannteste ist der Dammschnitt, den der Arzt bei der Geburt durchführt. Aber du kannst deinen Körper auch auf die Geburt vorbereiten und so einen Dammriss verhindern.
Dammriss vorbeugen durch Dammschnitt
Im ersten Augenblick brutal, aber Wirksam: Um einem Dammriss vorzubeugen, vergrößert der Frauenarzt -bei Bedarf- während der Geburt den Beckenausgang durch einen sogenannten Dammschnitt, in der Fachsprache auch Episiotomie genannt. Sollte der Schnitt zu klein sein kann es dennoch zu einem Einreißen kommen. Die Erfahrungen von Frauen zum Thema Dammschnitt sind geteilt: Einige haben die Erfahrung gemacht, dass der Riss durch den Schnitt größer ausgefallen ist, andere sehen das Ausmaß der Wunde dadurch verringert.
Wichtig ist, dass du vorher mit dem behandelnden Arzt und der Hebamme über deine Bedenken oder Ängste sprichst. Lass dir genau erklären, welche Maßnahmen der Arzt bei der Geburt im Notfall durchführen wird. Bitte auch darum, dass man dir direkt während der Entbindung sagt, was gerade an deinem Körper geschieht. So hast du die Chance auf eine schöne Entbindung, ohne Traumata.
Dammriss vorbeugen: Dammmassage mit Massageöl
Während der Dammschnitt vom Arzt erledigt wird, kannst du auch mit Vorbeugemaßnahmen das Gewebe flexibler machen. Im Handel ist spezielles Öl zur Dammmassage erhältlich (Mandelöl und Weizenkeimöl). Beginne damit etwa acht Wochen vor dem Entbindungstermin. Mit Hilfe der Massage wird der Dammbereich bereits gedehnt.
Dammriss verhindern – Die richtige Gebärposition
Um die Gefahr einer größeren Wunde durch Dammriss zu verringern, kannst du eine Gebärposition wählen, die deinen Beckenboden schont. Dazu zählen der Vierfüßlerstand, der Geburtshocker oder du entscheidest dich für eine Wassergeburt. Auch ist es nicht nötig übermäßig stark zu pressen. Wichtiger ist es, dass du dir bei der Geburt Zeit zu lässt und versuchst, dich zu entspannen. Wie das geht, lernst du im Geburtsvorbereitungskurs. In der richtigen Gebärposition kann sich das Gewebe während der Geburt mit Zunahme der Beanspruchung dehnen.
Du fühlst dich nach der Geburt unsicher? "Kleine Malheure" gehören dazu, müssen aber nicht sein! Mit Wochenbetteinlagen erlangst du etwas Sicherheit und Freiheit zurück. Dabei gibt es wichtige Anforderungen, auf die Frauen Wert legen. Wichtig ist, dass die Wochenbetteinlagen
- gut poltern
- gut aufsaugen
- nicht knistern
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Beckenbodentraining entspannt die Muskulatur
Teil des Geburtsvorbereitungskurses ist immer das Beckenbodentraining. Das Training der Muskulatur hilft dir, deine Muskeln während der Geburt besser zu kontrollieren und sie bewusst zu entspannen. Hilfreich sind auch Yoga, Pilates und andere Übungen. Am besten fängst du mindestens acht bis sechs Wochen vor dem Geburtstermin mit dem Training an.
Tee aus Himbeerblättern
Ebenfalls acht Wochen vor der Entbindung kannst du beginnen täglich ein bis zwei Tassen Tee aus Himbeerblättern zu trinken. Dieser macht Haut und Muskelgewebe des Beckenbodens und Damms weich.
Dammriss behandeln: Das bedeutet der Schweregrad
Die Behandlung von Dammriss und Dammschnitt hängt vom Schweregrad der Verletzung ab. Direkt nach der Geburt untersucht der Arzt Scheide und Damm der Frau. Dabei beurteilt er ob lediglich die Haut oder auch die Muskulatur von einem Dammriss betroffen sind und ob der Schließmuskel oder sogar die Schleimhaut des Darmes verletzt worden sind. Dabei unterscheidet der Arzt vier verschiedene Schweregrade.
Schweregrad Dammriss
- Dammriss Schweregrad 1: Der Riss betrifft nur die obere Hautschicht zwischen Scheide und Anus. Die Muskulatur im Gewebe ist nicht betroffen.
- Dammriss Schweregrad 2: Haut und Muskulatur im Dammbereich sind betroffen, jedoch ist der Schließmuskel funktionsfähig.
- Dammriss Schweregrad 3: Auch der Schließmuskel ist teilweise oder gänzlich eingerissen.
- Dammriss Schweregrad 4: Sowohl Schließmuskel als auch Darmschleimhaut sind verletzt.
Behandlung Dammriss Grad 1 und 2
Zumeist treten bei einer Geburt Dammrisse des ersten und zweiten Grades auf. Bei kleinen, oberflächlichen Rissen wird keine Behandlung vorgenommen, man überlässt der Natur die Heilung. Bei größeren Hautrissen werden diese mit nur wenigen Stichen genäht. Der Arzt verwendet dabei selbstauflösendes Nahtmaterial. Das hat den Vorteil, dass später keine Fäden gezogen werden müssen. Hast du eine PDA erhalten, spürst du nichts von diesem Eingriff, andernfalls wird die Stelle örtlich betäubt. In der Folge eines Dammrisses Grad drei oder vier kann es im Heilungsprozess zu
- Schwellungen
- Schmerzen und
- Spannungsgefühlen
kommen. Auch das Sitzen und Wasserlassen ist in den ersten Tagen bis Wochen unangenehm.
Behandlung Dammriss Grad 3 und 4
Schwieriger ist die Behandlung eines Dammrisses dritten und vierten Grades. In diesem Fall sind zusätzlich zum Damm auch der Schließmuskel und der Darm betroffen. Deren Funktionsfähigkeit gilt es wieder vollständig herzustellen. Bei größeren Eingriffen wird die Frau unter Vollnarkose gesetzt, danach vernäht der Arzt die einzelnen Lagen des Gewebes. Die gute Nachricht ist, dass Nachwirkungen wie
- Inkontinenz
- Fisteln oder
- Abszesse
nur selten auftreten. Der Heilungsprozess bei einem Dammriss dritten oder vierten Grades ist aufgrund der Schwere der Verletzungen jedoch um einiges langwieriger. Bis sich die Verdauung und der Stuhlgang wieder normalisiert haben dauert es einige Wochen.
Nachsorge bei Dammriss – 9 Tipps für die Heilung
Um den Heilungsprozess beim Dammschnitt oder Dammriss zu unterstützen gibt es einige Maßnahmen, die du selbst unternehmen kannst:
Tipp 1: Achte auf deine Ernährung
Wähle Nahrungsmittel, die einen weichen Stuhl begünstigen. Dazu gehören unter anderem
- Flohsamen,
- Leinsamen und
- Ballaststoffe.
Zusätzlich solltest du viel trinken. Tipps gegen harten Stuhlgang bekommst du in unserem Artikel Verstopfung nach der Geburt.
Tipp 2: Vorsicht beim Stuhlgang nach Dammriss
Vermeide es, während des Toilettengangs stark zu pressen, denn durch den Druck kann die Narbe wieder aufreissen. Wenn du dich an die Ernährungstipps aus Tipp 1 hältst, hast du einen weichen Stuhlgang und kannst beruhigt auf Toilette gehen.
Tipp 3: Invasive Untersuchungen vermeiden
Das heißt, dass in der Zeit der Heilung kein großen Maßnahmen im After- und Darmbereich durchgeführt werden dürfen. Dazu gehören auch Einläufe oder Zäpfchen.
Tipp 4: Die richtige Intimhygiene bei Dammschnitt
Vermeide unbedingt aggressive Shampoos oder Seifen. Nach einem Dammschnitt sollte der Intimbereich nur mit Wasser gereinigt werden.
Tipp 5: Dammriss schonen: Baden vermeiden
Zu langes Baden kann zu einem Aufweichen der Naht oder der Wunde führen, dahr ist Duschen nach einem Dammriss besser. Du kannst jedoch nach Freigabe deines Arztes ein Sitzbad mit natürlichen Extrakten nehmen, zum Beispiel
- Ringelblume,
- Hamamelis oder
- Frauenmantel.
Wenn du unter 15 Minuten und bei einer Wassertemperatur von maximal 35 Grad Celsius badest, besteht kaum Gefahr einer Schädigung der Wunde. Tupfe die Wunde nach dem Duschen oder dem Sitzbad vorsichtig trocken. Verwende dafür ein fusselfreies Tuch und reibe nicht über die Wunde.
Tipp 6: Regenerations-Spray für Dammriss
Hebammen empfehlen nach der Geburt ein Regenerations-Spray, häufig von der Marke Motherlove. Dabei handelt es sich um einen Auszug aus verschiedenen ätherischen Ölen und Heilkräutern, aufbereitet in destilliertem Wasser. Das Regenerationsspray von Motherlove verringert Schwellungen und Blutungen und unterstützt den Regenerationsprozess nach einem Dammriss, Dammschnitt oder leichteren Geburtsverletzungen.
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Tipp 7: Wunde kühlen
Auch Kühlen kann dir helfen, Schmerzen zu lindern und die Schwellung zu verringern. Beträufele dafür eine Bandage oder ein Tuch mit Olivenöl und lege es ins Gefrierfach. Dann legst du diese Auflage solange an den Damm, wie es dir angenehm ist.
Tipp 8: Medikamente bei Dammriss
Auch die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten kann angeraten sein. Bespreche das mit deinem behandelnden Frauenarzt, dieser wird dir Antibiotika in Tablettenform oder als Salbe verschreiben, wenn die Wunde sich entzündet hat. Wichtig ist, dass du keine Medikamente nimmst, die „noch rumliegen“: Viele Inhaltsstoffe gehen auf die Muttermilch über und können deinem Baby schaden. Mehr Infos bekommst du im Artikel „Medikamente in der Stillzeit„
Tipp 9: Gönne dir Ruhe!
Generell in der Zeit des Wochenbettes eher liegen statt sitzen. Lege dein Kind neben dich ins Bett und laufe nicht die Gänge hoch und runter. Bewegung und Tragen verlangsamt den Heilungsprozess, da die Wunde immer wieder beansprucht wird.
Dammriss – Kann ich weitere Kinder bekommen?
Ob du bei einer erneuten Entbindung wieder einen Dammriss erleidest, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen
- die Dauer der Eröffnungphase und der
- Austreibungsphase
- die Größe des Kindes sowie
- dessen Geburtslage.
Auch ein unzureichender Dammschutz kann das Risiko erhöhen. Vor allem bei operativen vaginalen Geburten, bei denen mechanische Hilfsmittel wie Geburtszange oder Saugglocke zum Einsatz kommen, kann der Damm verletzt werden. Wenn du bereits einen Dammriss hattest, ist die Gefahr eines erneuten Einreißens nicht erhöht, insofern die Narbe gut abgeheilt ist. Im Gegenteil: Durch die erste Geburt ist das Gewebe des Beckenbodens bereits vorgedehnt. Das Risiko einer erneuten Verletzung ist dadurch geringer und Geburtsverletzungen deutlich seltener.
Nadine Gellner
Hebamme und Mutter von drei Kindern
"Meine drei Kinder fordern mich oft, aber sie sind für mich das Wichtigste auf der Welt. Die Arbeit als Hebamme und das Mutter-sein ergänzen sich gut: Erfahrungen aus dem einen Bereich helfen auch im Anderen weiter. Gerade Erstlingsmütter sind sehr unsicher und machen auch mal Fehler. Hierbei zu helfen und zu unterstützen ist eine tolle Aufgabe."
Auf BabySOS betreut Nadine die Bereiche "Umgang mit dem Kind" und "Infos für Mütter".